So bringt Sie das Elektrorad viel weiter
(ig) Hundert Kilometer Reichweite oder mehr versprechen manche Hersteller von Elektrorädern den Kunden vollmundig. In der Praxis sieht das leider anders aus. Hier gibt der ADFC Ettlingen Tipps, die die Reichweite von Elektrorädern deutlich erhöhen.
Oft macht ein Akku mit 500 Wattstunden Kapazität bei mittlerer Unterstützung schon nach 50 Kilometern schlapp, und die Wadenmuskeln müssen allein für Vortrieb sorgen. Wie weit man tatsächlich kommt, hängt von der Unterstützungsstufe, der Steigung, dem Gegenwind, dem Untergrund und dem Gesamtgewicht inklusive Fahrer und Gepäck ab. Aber auch die eigene Fahrweise hat Einfluss auf das Machbare. So holen Sie alles raus aus dem Akku:
Pumpen, ölen, justieren. Jeder weiß ja: Sind die Reifen schlapp, wird das Fahren anstrengender. Dasselbe gilt, wenn die Kette Fett braucht oder die Schaltung schleift. Ein schlecht gewartetes Elektrorad belastet aber auch den Akku stärker. Um mit einer Ladung möglichst weit fahren zu können, sollte das E-Bike daher immer so gepflegt sein, als müsste man allein strampeln. Prall gefüllte Reifen, eine leicht laufende Kette und eine präzise eingestellte Schaltung reduzieren den Kraftaufwand, erhöhen den Fahrspaß und verlängern die Reichweite!
Kleine Gänge, große Strecke. Weil es sich dank Motorunterstützung so leicht anfühlt, radeln viele E-Bike-Fahrer hauptsächlich in den höchsten Gängen. Ein Fehler! Akku und Motor kommen besser zurecht, wenn man vorzugsweise einen kleinen Gang wählt und bei gleichem Tempo schneller trampelt. "Eine höhere Trittfrequenz kann die Reichweite erhöhen", sagt uns Tamara Winograd, Sprecherin des Geschäftsbereichs E-Bike beim Marktführer Bosch, "der optimale Wirkungsgrad unserer Antriebe wird bei 50 bis 90 Umdrehungen pro Minute erreicht." Auch bei den anderen Herstellern arbeitet der Motor effizienter, wenn er etwas schneller dreht. Man verbraucht bei höherer Trittzahl weniger Energie und kommt dadurch mit einer Akkuladung weiter.
Immer schön gleichmäßig. Was hassen wir Radfahrende am meisten? Wenn wir ständig anhalten müssen! Denn das Anfahren nach einem Stopp kostet deutlich mehr Kraft, als auf freier Strecke gleichmäßig zu pedalieren. Dem Akku geht es ebenso. Auch der muss im Stop-and-Go-Verkehr viel mehr leisten als bei stetiger Belastung - besonders, wenn man zum Beispiel an einer Ampel vergisst, rechtzeitig in einen niedrigen Gang zu schalten. Elektroradler schaffen daher größere Reichweiten, wenn sie vorausschauend fahren, vor einer roten Ampel gelassen ausrollen, zum Anfahren rechtzeitig in einen kleinen Gang schalten und möglichst wenig Energie durch Bremsen vergeuden - selbstverständlich ohne andere zu gefährden. Es kann sich sogar lohnen, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit eine etwas längere Route zu wählen, wenn man dort seltener ausgebremst wird.
Warm halten. Das ist bei Elektrorädern nicht anders als bei Elektroautos: Bei Kälte nimmt die Kapazität von Lithium-Ionen-Akkus rapide ab. Anders gesagt: Wer verhindert, dass der Akku auskühlt, gewinnt Reichweite. Radfahrende haben es da deutlich leichter als Autofahrer. Sie können bei Temperaturen unter zehn Grad den Akku abnehmen und ins Warme bringen, wenn sie ihr Rad abstellen. Ist man auch im Winter öfter auf längeren Strecken unterwegs, kann man sogar überlegen, dem Akku ein warmes Jäckchen aus Neopren zu spendieren. Der Fachhandel hält für viele Modelle solche Wärmeschutzhüllen bereit. Sie kosten teils unter zehn Euro. Der Akku sollte übrigens immer erst dann aufgeladen werden, wenn er Zimmertemperatur erreicht hat.